End-of-Life-Entscheidungen und die neu erfundene Regel des Doppeleffekts: eine kritische Analyse
Die Regel des Doppeleffekts (RDE) besagt, dass es zulässig sein kann, einem Individuum Schaden zuzufügen, während es um eines verhältnismäßigen Gutes willen handelt, da der Schaden kein beabsichtigtes Mittel zum Guten ist, sondern lediglich eine voraussichtliche Nebenwirkung. Obwohl häufig in der medizinethischen Argumentation verwendet, wurde die Regel in den letzten Jahrzehnten wiederholt in Frage gestellt. Daniel Sulmasy, ein Befürworter, der in letzter Zeit viel Arbeit für die Verteidigung der RDE geleistet hat, hat jedoch kürzlich eine neu formulierte und detailliertere Version der Regel vorgelegt. Dank seiner größeren Präzision vermeidet diese neu erfundene RDE mehrere Probleme, von denen angenommen wird, dass sie die traditionelle RDE plagen. Obwohl es sich um eine Verbesserung gegenüber der traditionellen Version handelt, argumentieren wir, dass Sulmasys neu erfundene RDE keiner genaueren Prüfung standhalten wird. Nicht nur hat sich der Bereich der angemessenen Anwendbarkeit erheblich verengt, sondern, was noch wichtiger ist, Sulmasy stellt nicht fest, dass es eine moralisch relevante Unterscheidung zwischen beabsichtigten und vorhergesehenen Wirkungen gibt. Insbesondere stellt er nicht fest, dass es eine Unterscheidung gibt, die den angeblichen moralischen Unterschied zwischen Sedationstherapie und Euthanasie erklären kann.